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Die Ensdorfer Asamkirche ist etwas ganz Besonderes

Text und Bilder: Hans Babl, Mittelbayerische Zeitung, 14. Juni 2013

Ausführlich und umfassend informierte Architektin Carola Setz aus Regensburg im Wittelsbacher Saal über die anstehende Innenrenovierung und -sanierung der Pfarrkirche St. Jakobus. „Die Ensdorfer Asamkirche ist etwas ganz Besonderes“ betonte sie eingangs.

Als Multiplikatoren sieht Pfarrer Hermann Sturm die Zuhörer, denn nicht die Kirche oder die Pfarrei werden die Kirche sanieren, sondern wir alle“. Kirchenpfleger Hans Fink bezeichnete die Restaurierung und Sanierung des Gotteshauses  als eine „Riesenaufgabe“. „Damit die Kirche bis zum 300-jährigen Weihejubiläum im Jahr 2017 in neuem Glanz erstrahlt, wollen wir noch heuer beginnen.“

„Da es Ziel einer jeden Restaurierung ist, möglichst viel vom Originalzustand für die folgenden Generationen zu bewahren, sind genaue Voruntersuchungen nötig. Im Falle der großangelegten Innensanierung der Pfarrkirche Ensdorf laufen diese seit 2011. An dieser sind verschiedene Personen aus den entsprechenden Fachrichtungen beteiligt“, erklärte Architektin Carola Setz. (MZ berichtete bereits ausführlich)

Eine der grundlegenden Arbeiten stellte die Archivrecherche durch Prof. Peter Morsbach dar, der die Archivalien durchforstete und dabei die überlieferten Schriftstücke, Pläne und Fotos zusammenfasste. Auf diese Weise war es im Vorfeld möglich, eine Vorstellung von der Grundkonzeption und den Veränderungen durch die Jahrhunderte hindurch zu gewinnen. Gerade die Maßnahmen früherer Restaurierungen sind für die Restauratoren von großer Wichtigkeit.

Von ähnlicher, essentieller Relevanz zu Beginn einer Sanierung eines historischen Objekts, stellen das verformungsgerechte Aufmaß sowie die professionelle fotografische Dokumentation des Ist-Zustandes dar. Ersteres übernahm Frau Martina Engelhardt aus Hirschbach, die auf der Basis der Laservermessung genaue Pläne des gesamten Kircheninnenraumes erstellte. Herr Uwe Moosburger von altro-foto Regensburg fertige die Fotos an, die mit dem Aufmaß verknüpft wurde. Das Ganze diente als Grundlage für die Schadenskartierung der Restauratoren, und damit Erstellung der Kostenberechnungen der einzelnen Fachbereiche. Die creme de la creme der Fachleute für Restaurierungen wurden eingesetzt.  Die Gesamtkosten wurden unter Einbeziehung aller Fachbereiche bis Ende 2012 ermittelt und mit 3,1 Millionen Euro festgesetzt.

In Detailaufnahmen zeigte Carola Setz die zahlreichen, teils schwerwiegenden Risse und Farbablösungen an den Deckenfresken, Aber nicht nur Schäden, sondern auch positive Details seinen durch Untersuchungen ans Tageslicht gekommen. „So arrangierte Cosmas Damian Asam den Strahlenkranz der Madonna im Kuppelfresko  aus lauter kleinen Edelweißblüten. Ein Detail, das mit bloßem Auge von unten niemals erkennbar wäre“, informierte die Architektin. Bei der Befundung des Holzpodestes am Fuße des Hochaltars wurde entdeckt, dass es verschiebbar ist. Die daraufhin vorgenommene Entfernung offenbarte die bauzeitlich originale Natursteinstufenanlage. „Es ist nicht nur die barocke Raumschale in der Ensdorfer Jakobuskirche erhalten, sondern  auch der bauzeitliche Boden, über den schon Asam und seine Zeitgenossen liefen.“ Glücklicherweise, so die Architektin, seien von früheren Renovierungen im Turm noch einige der Bodenplatten gelagert, die nun für die Restaurierung verwendet werden können.     

Wie wichtig all diese Maßnahmen der Voruntersuchungen sind, zeigt das Bildbeispiel des Deckenfreskos mit dem hl. Jakobus in der Schlacht gegen die Mauren. Vom Betrachterstandpunkt aus gesehen scheint sich das Fresko in gutem Zustand zu befinden. Detailaufnahmen allerdings offenbaren die zahlreichen, teils schwerwiegenden Risse und die Farbablösungen. Des Weiteren stellte Restaurator Sven Oehmig am Chorfresko enorme Schäden durch ehemals durch das Dach eingedrungenes Wasser fest. Auch die verrosteten und teilweise weggesprengten Windeisen der Fenster konnten erst durch das Befundgerüst entdeckt werden.  Am Beispiel des Schutzengelbildes, vermutlich von Georg Asam (Vater von Cosmas Damian Asam), wurde eine sorgsame Schadenskartierung angefertigt, die unzählige Schäden und Übermalungen kenntlich macht.

„Neben der Feststellung der Schäden, wurden auch Reinigungsbeispiele und Risskittungen, wie an einem der Seitenaltäre, vorgenommen, die auf beeindruckende Weise erahnen lassen, wie strahlend und unversehrt das Innere der Ensdorfer Pfarrkirche ehemals war und nach der Restauration 2017 abermals erscheinen wird“, berichtete Architektin Carola Setz weiter..

Doch bis zu diesem Zeitpunkt muss ein weiteres, massives Problem beseitigt werden: Der Schädlingsbefall durch Anobien bei allen Holzobjekten. Stichprobenuntersuchungen brachten die Erkenntnis, dass sogar die tragenden Teile der Seitenaltäre betroffen sind, was auf längere Sicht  zum Einsturz führen könnte. Im Spätsommer dieses Jahres soll allerdings eine Begasung Abhilfe schaffen.

Im Zuge der Innensanierung werden auch Elektroinstallationen, Beleuchtungs- und Lautsprecheranlagen erneuert bzw. optimiert. Das neue Beleuchtungskonzept besticht durch eine bedeutend höhere Lebensdauer sowie niedrigen Energiebedarf der LED-Leuchtmittel. Unter den Sitzbänken werden eine induktive Höranlage, umgangssprachlich Gehörlosenschleife, sowie eine Temperierung des Sitzbankbereiches integriert werden.

Zur Abrundung dieser umfassenden Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahme ist auch eine Altarraumgestaltung vorgesehen. Im Zuge derer soll nicht nur ein neuer Volksaltar, ein neuer Ambo und neue Sedilien, sondern auch ein Sockel für den mittelalterlichen Taufstein geschaffen werden. Um den geeignetsten und würdigsten Entwurf zu finden, entschloss man sich zu einem Künstlerwettbewerb. Ein jeder der Teilnehmer erhielt neben der genauen Beschreibung der Wettbewerbsaufgabe auch eine Einsatz-Platte, die in ein Modell des Kircheninnenraumes im Maßstab 1:25 gelegt werden kann. Auf ihr werden die Entwürfe dargestellt und präsentiert werden. Eine Jury wird im Juli diese Entwürfe diskutieren und den Sieger küren. „Die Ensdorfer Pfarrkirche St. Jakobus soll durch die Innensanierung und Altarraumgestaltung mit ihren alten Schätzen mit in die heutige Zeit genommen werden!“ betonte Architektin Setz abschließend.

Martin Sollfrank von der Kirchenverwaltung erläuterte Geschichte, Vorschriften, Symbolik und Funktion eines christlichen Altars. „Wenn wir nun die Innenrenovierung unserer Pfarrkirche durchführen, so müssen wir auch den heute geltenden liturgischen Bestimmungen für den Altarraum Rechnung tragen und dafür sorgen, dass die Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf einen würdigen, mit dem Boden der Kirche verbundenen Altar erhält, der dann auch vom Bischof geweiht werden kann. Der Begriff Altarraum umfasst aber nicht nur den Altar selbst, sondern auch den Ambo, den Priestersitz, die Sitzgelegenheiten für Konzelebranten und Ministranten, den Platz für die Osterkerze, en Kreuzstab und die Kredenz. Dies alles soll harmonisch in unsere Barockkirche eingefügt werden, so dass ein stimmiges Bild entsteht und die Gegebenheiten des vorhandenen Kirchenraumes sowie die liturgischen Vorgaben weitestgehend berücksichtig werden, erklärte er. „Ich hoffe, dass alle Verständnis  haben für die notwendige Altarraum-Neuordnung und sich nicht dem Neuen von vornherein verschließen, sondern aufgeschlossen einer zukünftigen zeitgemäßen Altarraumgestaltung entgegensehen.“

Sakristei als besonderes Schmuckstück

Text und Bilder: Hans Babl, Mittelbayerische Zeitung, 8. Mai 2013

Bis zum Jahr 2017, dem 300. Jahr der Weihe der Kirche St. Jakobus, wird das barocke Gotteshaus für rund 3,1 Millionen Euro innen renoviert und saniert. Auch die vom Holzwurm befallene herrliche holzgeschnitzte Sakristei des ehemaligen Benediktinerklosters.

„Die Ausstattung der Sakristei des Klosters Ensdorf präsentiert sich als besonderes Schmuckstück. In ihrer Qualität ist sie mit der von Kloster Waldsassen vergleichbar, steht ihr keinesfalls hinterher“, betont Architektin Carola Setz, die mit den Sanierungs- und Renovierungsarbeiten befasst ist. Das aufwändig geschnitzte Frührokokoensemble besteht aus der Verbindungstür zwischen Kirche und Sakristei, drei Schränken, einem Lavabo, einem Betschemel mit Kreuzigungsgruppe sowie zwei Rahmen für Verzeichnisse.

Nach der auf einem der Schränke aufgebrachten Datierung entstand das Mobiliar um1743, also mitten im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740 bis 1748). Dieser brachte für Ensdorf hohe Kriegslasten, da „alles Geld für die österreichischen Soldaten aufgegangen“ ist. „Aber die Klosterrechnungen enthalten keine Angaben über die finanziellen Aufwendungen für die Sakristei; deshalb kennen wir auch den Meister nicht“, heißt es in dem vom verstorbenen Ensdorfer Chronisten Pater Dr. Hans Zitzelsberger erstellten Kirchenführer. „Grund dafür sind sicherlich diese Kriegszeiten, die besonders Ausstattungsvorhaben unmöglich machten und lediglich nötigste Maßnahmen zuließen. Ein Großteil der Finanzmittel konzentrierte sich damals in Ensdorf auf die Verpflegung der im Kloster untergebrachten Soldaten, auf Kontributionen sowie auf die Unterstützung der Untertanen“, erklärt Kunsthistorikerin Sabine Tausch. „Explizit wurden 1743 und 1744 einmal ca. 1322 fl., das andere mal 2885 fl. Für die Verpflegung der Kompagnie des Feldmarschalls Balayra aufgewendet. Daher ist es kaum vorstellbar, dass das Kloster zu dieser zeit in der Lage war, einen derart kostenaufwändigen Auftrag zu realisieren. Des Weiteren wurden die Rechnungsbücher stets penibel geführt, so dass es verwundern würde, keinerlei Notizen zu den Ausgaben auf die Sakristei zu finden. Es drängt sich der Gedanke auf, ob in diesem Falle nicht eine persönliche Stiftung vorliegt, die sich nicht in der Klosterbuchführung  niederschlug.“

An der Nordwand der Sakristei steht der prächtige Ankleideschrank des Abtes mit einer geschnitzten Pelikangruppe sowie einem Bild der Emmausjünger als Bekrönung. Der sich die Brust aufreißende Pelikan, der sein Blut für das Leben seiner Jungen gibt, symbolisiert den Opfertod Jesu Christi zur Erlösung der Menschen. Die mittleren beiden Schranktüren zeigen das apokalyptische Lamm auf dem Buch mit sieben siegeln und das Wappen des Abtes Anselm Meiller (1716 bis 1761) sowie die Datierung 1743. Links neben diesem Schrank neben der Tür zur Kirche steht ein Betschemel mit Pult, auf das eine ausdrucksstarke Kreuzigungsgruppe angebracht ist.

In der Mitte der Westwand befindet sich das Lavabo mit einem Wasserbecken in einer Nische. Die rahmenden Schnitzerein stehen mit der liturgischen Bedeutung von Wasser in Verbindung. Flankiert von Fischen sowie Putten mit Fischschwänzen hat der Schnitzer die Szene von Christus und der Samariterin am Jakobsbrunnen dargestellt. Sie dient auch der Darstellung der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer.

Zu beiden Seiten des Lavabo sind zwei Schriftstücke innerhalb reich geschnitzter Rahmungen angebracht. Das linke listet die 30 Klöster auf, mit denen Gebetsbruderschaften bestanden. Darunter Ober- und Niederaltaich, Andechs, Benediktbeuern, Frauenzell, Metten, St. Emmeram in Regensburg, Scheyern, Tegernsee oder Weltenburg. In den Rahmen sind gemalte Fegefeuerszenen eingebunden. U. a. auch eines Engels im weißblauen Rautengewand! Das rechte zeigt markante Punkte der Klostergeschichte.

„Die Südwand wird von einem mächtigen fünftürigen Ankleideschrank eingenommen, dessen gliedernde Hermengestalten aufgrund der Löwenfellkleidung mit Herkules identifiziert werden. Als Bekrönung fungiert ein Doppelkopfadler mit den Reichsinsignien, der auf einem Ölbild sitzt, das Maria zeigt, wie sie einem Abt das Messgewand überreicht. Als Atlanten posieren merkwürdige Figuren des sagenhaften Herkules. Der Doppelkopfadler könnte als Verweis auf den damaligen Kaiser Karl VII. (1742 bis 1745) dienen, der dem Hause Wittelsbach, also dem Stifterhaus des Klosters Ensdorf, entstammte. Somit wurde er schon von früheren Autoren als möglicher Stifter der Ausstattung in Betracht gezogen“, erläutert Kunsthistorikerin Sabine Tausch.

Zwischen den beiden Fenstern an der Ostseite befindet sich der Schrank zur Aufbewahrung von Kelchen. Das bekrönte Bild zeigt als Hinweis auf seine Funktion neben Gottvater Christus, wie er einem Priester einen Kelch überreicht, begleitet von den Worten ACCIPITE HIC EST ENIM CALIX SANGUINIE MEI. Um die Szene sind sechs geschnitzte Putten mit Atributen der drei göttlichen Tugenden des Glaubens (Kreuz, Kelch), Liebe (sich umarmende Putten) und Hoffnung (Anker) sowie von zwei Kardinalstugenden Gerechtigkeit (Schwert, Waage) und die Standhaftigkeit und Treue (Säule), gruppiert.

Im Zuge der Säkularisation wurde 1802 auch die Sakristei inventarisiert und dabei der Wert der gesamten Einrichtung auf lediglich zweimal 55 Gulden geschätzt. Alle kirchlichen Gegenstände aus Edelmetall wie Kelche, Monstranzen und Leuchter wurden zum Einschmelzen bestimmt“, weiß die Kunsthistorikerin.

Bei Holzuntersuchungen stellte Stephan Biebl aus Benediktbeuern auch in der Sakristei „massive Schäden durch Holzwurmbefall“ fest. Welche geeignete Schädlingsbekämpfung in Angriff genommen wird, steht noch nicht sicher fest.

Wer einen finanziellen Beitrag zur Renovierung und Sanierung des Innenraums der Kirche st. Jakobus und damit auch der Sakristei leistet möchte, kann Geld auf das Spendenkonto 500 206 784, Kennwort Kirchenrenovierung, bei der Raiffeisenbank Unteres Vilstal, BLZ 760 696 11, einzahlen.

Neben dem Lavabo findet sich in der Sakristei auch eine Darstellung eines Engels in weiß-blauem Rautengewand. Diese hat der bekannte bayerische Dichter Josef Fendl in „Extra Bavariam nulla vita!“ verewigt. Sein Wortlaut: „In der Sakristei der Klosterkirche Ensdorf in der oberen Pfalz steht in der Kartusche eines Schranks ein weiß-blau gerauteter Engel. Diese bayerische Erscheinung stärkt einen im Fegfeuer (der hochdeutschen Sprache?) arg geschundenen homo baiwaricus mit seinen heilsamen Tröstungen. ‚Extra Bavariam nulla vita!’ hatte einmal ein bayerischer Mönch in seinen pergamentenen Kodex notiert: ‚Außerhalb Bayerns kein Leben. Und sollte es doch eines geben, dann sicher keines wie dieses ...’ Ist dies anmaßend, frevelhaft gar? Es ist Wunsch und Wahrheit zugleich!“

Umfassende Restaurierung und Sanierung der Pfarrkirche

Text und Bilder: Hans Babl, Mittelbayerische Zeitung, 1. April 2013

Im Jahr 2011 schon suchte Archivalienforscher Dr. Peter Morsbach aus Regensburg noch vorhandene Schriftstücke bzw. Pläne, Fotos usw. zur Bau- und Renovierungsgeschichte der Klosterkirche und seit der Säkularisation Pfarrkirche aus dem Staatsarchiv Amberg, dem Pfarrarchiv Ensdorf und dem Landesamt für Denkmalpflege und stellte sie zusammen. Martina Engelhart aus Hirschbach führte eine digitale Vermessung durch, das so genannte verformungsgerechte Aufmass. Eine detaillierte Fotodokumentation des jetzigen gesamten Innenraums nahm altrofoto Uwe Moosburger aus Regensburg als Teil einer späteren Vorher-nachher-Dokumentation auf. „Erste Begehungen mit dem Baureferat der Diözese fanden ebenfalls schon im Jahr 2011 statt“, berichtet Kirchenpfleger Johann Fink.

„Dann erfolgte im vergangenen Jahr für das überregional bedeutsame Bauwerk eine Befunduntersuchung der historischen Substanz durch vom Landesamt für Denkmalpflege ausgewählte kompetente Restauratoren der einzelnen Fachgebiete“, erklärt die mit der Gesamtmaßnahme beauftragte Architektin Carola Setz aus Regensburg der „Mittelbayerischen Zeitung“. Die holzsichtige Ausstattung wie Gestühl, Chorschränke, Türen, Beichtstühle, die Altarräume und natürlich die Sakristeimöblierung untersuchte Anna Balzer aus Amberg; die polychromgefasste Ausstattung (Leinwandgemälde, Figuren und Altäre) Ulrich Weilhammer aus Gangkofen; die Wandschale (Oberflächen der Wände und Decken einschließlich der Putze, Anstriche und der Deckenfresken von Cosmas Damian Asam) ifr.w Sven Oemig (Institut für Restaurierung in Wasserburg/Inn); die Natursteinarbeiten wie die originalen Natursteinböden und die Epitaphe die Steinwerkstatt Endemann aus Regensburg. „Hierbei wurde der momentane Zustand der historischen Bausubstanz genau untersucht und bei einigen Terminen mit Spezialsten des Landesamtes für Denkmalpflege und des Diözesanbauamtes ein Restaurierungskonzept festgelegt und hierzu Musterachsen angelegt“, so Architektin Setz.

Für diese Untersuchungen wurden von Ende September bis Dezember vergangenen Jahres am Hochaltar, im Bereich der großen Vierungskuppel, an einem Seitenaltar und bei der Kanzel Gerüste aufgestellt. Die nicht eingerüsteten Decken- und Wandflächen mussten vom Hubwagen aus untersucht werden. Dies alles war notwendig, um Schadensbilder genau festzustellen und Kosten ermitteln zu können. Statische Untersuchungen des Dachtragwerks und der Gewölbe durch das Ingenieurbüro Bräutigam aus Nabburg ergaben nur geringe Schäden und dass der „Dachstuhl in Ordnung und ohne Wurmbefall“ ist.

Bei der Untersuchung des Natursteinbodens stellte sich heraus, dass er noch aus der „Ursprungszeit des Baues“ stammt. Die Architektin ganz fasziniert: „Eine einmalig intakte Einheit!“ Natürlich werden der Steinboden aus dem frühen 18. Jahrhundert und die darin eingelassenen Epitaphe (Grabplatten) erhalten. Bei den Fresken wurden Hohlstellen und Risse, Verrußungen und Verdreckungen festgestellt, die saniert werden müssen. Bei den Untersuchungen kam auch heraus, dass der Innenraum der Kirche ursprünglich vermutlich in einem sehr zurückhaltenden weiß-beige-grau gehalten war. Allerdings ist die ursprüngliche Farbgebung nicht mehr hundertprozentig erfahrbar. Um das wohlgefällige gewohnte Bild zu erhalten, belässt man die jetzige rosa Färbung. Bei den Holzuntersuchungen allerdings wurden „massive Schäden“ festgestellt. „Der Holzwurm ist überall – auch in tragenden Holzkonstruktionen der Altäre. Der massive Schädlingsbefall macht uns große Sorgen“, berichtet Architektin Carola Setz. „Aufgrund dessen müssen geeignete Bekämpfungsmöglichkeiten gefunden werden“, stellte Stephan Biebl aus Benediktbeuern bei holzschutztechnischen Untersuchungen fest.

„Bereits im vergangenen Jahres haben wir die umfassende Innensanierung beim Baureferat der Diözese und dem Landesamt für Denkmalpflege beantragt. Sie wurde dann im Sommer von der Bischöflichen Finanzkammer genehmigt“, berichtet Pfarrer Pater Hermann Sturm. „Interessant war u. a. bei Ortsterminen die sehr intensive Zusammenarbeit mit Fachleuten, Denkmalamt und Diözese“, stellten Architektin, Pfarrer und Kirchenverwaltung fest. Im Restaurierungskonzept wurde mit den Werkstätten festgelegt wie viel bzw. wenig restauriert wird, mit welchen Möglichkeiten das beste Ergebnis erzielt werden kann.

Im Rahmen der umfassenden Sanierung der Pfarrkirche St. Jakobus ist eine neue Altarraumgestaltung mit Volksaltar und Ambo vorgesehen, ebenso eine Verbesserung der Elektroinstallation, Beleuchtung und Lautsprecheranlage (Planung durch Ingenieurbüro Schicho, Regensburg), der Einbau einer Sitzheizung, die Sanierung der berühmten holzgeschnitzten Sakristei und der Türen.

„Unsere sehr engagierte Architektin Carola Setz hat eine Kostenrechnung von rund 3,1 Millionen Euro ermittelt. Wir sind zuversichtlich, die Kosten für die Sanierung unserer hochinteressanten und überregional bedeutenden Kirche schultern zu können. Von 2014 bis 2016 soll die eigentliche Renovierung und Sanierung erfolgen, damit sie bis zum Weihejubiläum 2017 in neuem Glanz erstrahlt“, verkündet Kirchenpfleger Johann Fink. „Von der Diözese ist eine Kostenübernahme von 40 bis 45 Prozent zugesichert. Auch vom Landesamt für Denkmalpflege erwarten wir einen größeren Betrag. Wie hoch der ausfällt, wissen wir noch nicht. Selbstverständlich werden wir alle möglichen weiteren Fördertöpfe anzapfen“, versichert er. „Mit Sicherheit aber werden einige hunderttausend Euro an der Pfarrgemeinde hängen bleiben.“ Bezüglich des Holzwurmbefalls muss allerdings wohl auf Gas als billigste Version zurückgegriffen werden. „Unsere Pfarrkirche St. Jakobus ist ein Juwel mit Fresken von Cosmas Damian Asam, einem originalen Kirchenboden aus Kalkplatten aus dem Kelheimer Raum und der herrlichen holzgeschnitzten Sakristei. Mit Unterstützung aller, werden wir das Sanierungprojekt zu einem guten Ende führen“, ist Fink zuversichtlich.

Für die Altarraumgestaltung soll ein Künstlerwettbewerb durchgeführt werden. Im April findet mit Architektin Carola Setz ein öffentlicher Informationsabend statt. Kunsthistorikerin Sabine Tausch macht zur Zeit ihre Doktorarbeit über das Kloster Ensdorf. Sie forscht auch weiter nach der Baumeisterfrage der ehemaligen Klosterkirche. Vieles spricht dafür, dass dies Wolfgang Dientzenhofer ist. Wer für die Kirchenrenovierung spenden will: Kontonummer 500 206 784, Kennwort Kirchenrenovierung, bei Raiffeisenbank Unteres Vilstal, BLZ 760 696 11.